***** Ein Album mit Kultstatus ist für mein Empfinden das dritte, 1969 erschienene Album Deep Purple. Kultstatus erhält es durch zwei Faktoren: da wäre zum einen das morbide Cover des Malers Hieronymus Bosch, das eine kleine Reise in menschliche Abgründe bietet. Zum anderen bietet das Album mit April ein alles überragendes Stück, welches in nahezu perfekter Weise den damals aufkommenden Classic-Rock in sich vereint. Das Album beginnt mit Chasing Shadows, ein für die damalige Zeit recht ungewöhnliches Stück. Ungewöhnlich deshalb, weil sich Schlagzeuger Ian Paice nicht auf das übliche Schlagzeugspiel beschränkt, sondern nebenbei ein Arsenal an Percussioninstrumenten beisteuert. Blind ist ein Slow-Rocker, der etwas an The Moody Blues erinnert. Die Ballade Lalena, eine Donovan Komposition, weist alle Strukturen und Stärken der großen Deep Purple Balladen der 70er Jahre auf. Wie schon auf den ersten beiden Stücken des Albums weiß auch auf Lalena Rod Evans durchaus zu überzeugen. Welchen Stellenwert hätte heute Lalena, wenn zum damaligen Zeitpunkt schon Ian Gillan der Sänger gewesen wäre? Fault Line mit seinen im langen Intro rückwärts eingespielten Passagen, ist ein kraftvoller Rocker, ebenso wie Why Didnt Rosemary?, der mit seinem kraftvollen Rhythmus wie eine Vorwegnahme späterer Hits wie Black Night oder Strange Kind Of Woman anmutet. Bird Has Flown ist ein solider Rocker, ein Albumtitel, der nicht weiter herausragt. Den Höhepunkt des Albums haben Deep Purple sich bis zum Schluß aufgehoben: Das über 12 Minuten lange April dürfte neben Hush das wohl bekannteste und populärste Stück der Mark 1 Besetzung sein. Das Stück ist in drei Teile gegliedert, von denen der erste Teil der bekannteste sein dürfte, diente er als B-Seite für die wenig erfolgreiche Single Hallelujah. Hier werden Jon Lords Ambitionen im Bereich des Classic-Rock offen dargelegt. Das perfekte Zusammenspiel zwischen Jon Lord und Ritchie Blackmore und den Chorgesängen im Hintergrund machen Teil zu einem unvergeßlichen Klassiker. Teil 1 endet abrupt und wird von einem Kammerorchester abgelöst. Hier wird das Thema aus Teil 1 sehr einfallsreich variiert. In Teil 3 gibt es kraftvollen Rock, unterlegt mit Rod Evans Gesang, bevor das Thema von Teil im Fade-Out noch einmal aufgenommen wird. Deep Purple ist das bis dato reifste Werk der Gruppe, das auf der ganze Linie überzeugt. Gleichzeitig war es auch das letzte Album der Mark 1 Besetzung, denn kurze Zeit später trennten sich die Wege von Deep Purple und Rod Evans und Nic Simper. Während Deep Purple mit Ian Gillan als neuen Sänger und Roger Glover als neuen Bassisten knapp ein Jahr später zum Höhenflug ansetzten, verschwanden Rod und Nic in der Versenkung. Mit neuen Bands bzw. als Solisten versuchten sie mit dem Etikett Ex-Deep Purple das Publikum zu ködern, was aber gründlich danebenging. |