**** 1977 heiß es für Deep Purple: Schicht im Schacht. Ein zuvor war alles auseinander gefallen. Die Bandmitglieder gingen separate Wege, Tommy Bolin verstarb und einige kamen unter anderem Namen (Whitesnake) wieder zusammen.<br>Was macht da als Bauer, äh sorry Plattenlabel, wenn die zu melkende Kuh nicht mehr verfügbar ist? Klar, man holt die Reste der Milch, die beim Melken neben den Eimer gegangen sind, wieder hervor und verkauft diese als Frischmilch.<br>So bzw. so ähnlich war es bei "Last Concert in Japan", natürlich in Anlehnung an die vortrefflich verkaufende "Made in Japan". Doch was bekam der geneigte Käufe (also auch ich) damals dafür? Es handelte sich um eine Liveaufnahme aus dem Budokan in Tokio vom 15. Dezember 1975. Damals stand eine Band auf der Bühne, die den Namen Deep Purple nutzte, aber eigentlich nicht mehr viel mit gemein hatte. Aus der Urbesetzung waren zwar noch Ian Paice und Jon Lord mit an Bord, doch der Sound hatte sich durch Tommy Bolin, Glenn Hughes und vor allem David Coverdale sehr verändert. Coverdale brachte den Blues in die Band, Glenn Hughes die funky Rhythmen und Tommy Bolin - nun, Tommy Bolin brachte zumindest Ende 1975 das Kokain mit.<br>Wer also bei "Last Concert in Japan" den gleichen Sound wie etwa 1972 erwartet hatte, war zumeist ein unbelehrbarer Fan, der stets auf 's Neue die alten Sachen in Coverbandqualität hören wollte.<br>Die Legende sagt, dass man auch genau das von Tommy Bolin erwartet hatte, doch Bolin war dazu (nicht mehr) in der Lage.<br><br>"Last Concert in Japan" bildet selbstredend den Schwerpunkt auf den Alben ohne Ian Gillan. Doch der Einstieg mit BURN ist einigermaßen misslungen. Zu fahrig, zu unkonzentriert ist die Band zugange. Da gibt es bessere Aufnahmen die jedoch erst viele Jahre später veröffentlicht werden sollten. Auch LOVE CHILD kann mich nicht gerade begeistern. Das ist solider Hardrock, aber leider auch ziemlich gesichtslos.<br>YOU KEEP ON MOVING, durchaus einer meiner Lieblingssongs der Band, ist hier auch nicht mit der Stärke dargeboten, wie es auf späteren Aufnahmen (z.B. Phoenix Rising) zu hören ist.<br>Tommy Bolins WILD DOGS ist eine schöne Rocknummer amerikanischer Machart, ist aber gleichfalls austauschbar.<br>Die zweite Seite eröffnet mit LADY LUCK. Einer leicht funkigen Nummer, die mich ziemlich stark an die Anfänge der Band (HUSH) erinnert, dabei aber härter gespielt ist.<br>Mit SMOKE ON THE WATER gibt es den ersten Song aus der MK II Besetzung. Tommy Bolins stark verzerrte Gitarre nimmt dem Song einiges an Fahrt. Es zeigt aber auch: ein Song wie dieser ist fast nicht kaputtzubekommen.<br>Die interessanteste Aufnahme auf dem Album sind für mich die getrennt gelisteten SOLDIER OF FORTUNE und WOMAN FROM TOKYO. David Coverdale singt eine wunderbare Kurzfassung von Soldier und übergibt an Jon Lord, der ein eher kurzes Solo hinlegt, bei dem er die Frau aus Tokyo streicht und ihr ein instrumentales Erscheinungsbild gibt. Sehr schön gemacht.<br>Das abschließende HIGHWAY STAR wird zwar von Glenn Hughes kräftig herausgebollert, klingt aber wirklich wie von einer anderen Band gespielt.<br><br>Ich weiß nicht, ob es klug war, die MK IV Besetzung unter dem Namen Deep Purple auf die Fans loszulassen. Whitesnake haben doch bewiesen, dass es auch anders geht und fuhren damit gar nicht schlecht. Ich glaube, es wäre der ehrlichere Weg gewesen. Zu viele Schwächen belegen, dass MK IV niemals Deep Purple gewachsen waren. David Coverdales Ansagen (was für Ansagen) waren, sind und werden immer die gleichen bleiben: "Ere's a song for ya!"<br>Tommy Bolin war seinem Vorgänger (zumindest live) in keiner Weise gewachsen und Glenn Hughes brachte musikalische Bereiche in die Musik, die das Repertoire zwar teilweise angenehm erweiterte, die Fans aber oft überforderte.<br><br>Hinzu kommt, dass die Wiedergabequalität des Albums nicht gerade dynamisch und klar ist. Es dominieren die Davids Stimme und Jons Orgel. Die Gitarre geht, außer in den Soli, genau wie Ians Schlagzeug im Gesamtgefüge unter.<br>Wer sich ernsthaft für die MK IV Besetzung, der sollte sich lieber "Phoenix Rising" zulegen. Eindeutig die bessere Wahl. Diesem Album kann ich deshalb mit viel gutem Willen nur eine gut durchschnittliche Wertung verpassen. |