**** Im Gegensatz zu ihren drei vorangegangenen Werken verzichteten Jimmy Page, Robert Plant, John-Paul Jones und John Bonham auf dem am 31.03.1976 veröffentlichten Presence auf musikalische Experimente und kehrten zur Musik ihrer ersten drei Alben zurück. Das neue Werk stieß bei den internationalen Musikjournalisten auf ein geteiltes Echo, die einen fanden Presence toll, andere dagegen einfach zum kotzen. Diese geteilte Resonanz war auf den veränderten Publikumsgeschmack zurückzuführen, Philly- und Discosound beherrschte sowie Retortenpop beherrschte die internationale Szeneden, traditioneller Rock geriet in der Publikumsgunst ins Hintertreffen. Und aus England schlich sich ein neuer Trend heran, der in den kommenden zwei Jahren die Rockmusik kräftig durcheinanderwirbeln sollte: Punk. Da bissen die Musikkritiker an, genau wie auf einem zweiten Trend, und zwar Reggae. Im Gegensatz zum doch mehr als simplen Punk hatte diese Musik einiges zu bieten, vor allem die eines Hochkaräters wie Bob Marley. Das war für die progressiven Musikjournalisten ausgemachte Sache, Gruppen wie Led Zeppelin niederzumachen. Presence (aufgenommen im November und Dezember 1975 in den Musicland Studios in München, damals das wohl modernste und beste Studio der Welt) beginnt gleich mit einem echten Kracher: Achilles Last Stand besticht durch gradlinigen, ziemlich frisch wirkenden Powerrock. Auch wenn das Stück mit über 10 Minuten ziemlich lang ist, langweilig wird es aber nie. For Your Life ist ein schleppender Riff-Rocker, der solide Led Zeppelin Qualität bietet ohne dabei allerdings zu glänzen. Das knapp 3minütige Royal Orleans weißt leichte Funk-Einflüsse auf, ist aller nicht mehr als solides Mittelmaß. Nobodys Fault The Line bietet dagegen einmal beste Led Zeppelin Qualität. Der etwas schleppende Rocker ist durchsetzt von kleinen Breaks und gewürzt mit einer unglaublich geilen Mundharmonikaeinlage von Robert Plant. Musikalisch wirkt das Stück wie ein Flickwerk aus When The Levee Breaks und The Ocean. Trotzdem klingt Nobodys Fault The Line durchaus eigenständig und kann über weite Strecken, besonders in den Instrumentalpassagen, voll überzeugen. Candy Store Rock ist ein durchschnittlicher Riff-Rocker, der allerdings in den Gesangspassagen überzeugen kann, denn hier singt Robert Plant ansatzweise im Stil eines Eddie Cochran bzw. eines Jerry Lee Lewis. Das Stück wurde am 18.06.1976 als Single ausgekoppelt, dem allerdings kein Hitglück vergönnt war. Hots On For Nowhere ist ein weiterer solider Rocker, der allerdings nicht weiter auffällt. Tea For One ist ein richtig guter Bluesrocker, der angenehm an die frühen Fleetwood Mac (unter der Regie von Peter Green) und an ihr eigenes Since Ive Been Loving You erinnert. Neben Achilles Last Stand ist Tea For One das beste Stück auf Presence. Alles in allen ist Presence ein solides Album, das allerdings nicht ganz an die Klasse der Vorgänger heranreicht. |